Mein erstes halbes Jahr

Bericht von Philipp Unterschütz, Nidwaldner Zeitung, 8.02.2023

Verkehrspolitik und Bauprojekte halten Therese Rotzer auf Trab.  Seit etwas mehr als einem halben Jahr ist Therese Rotzer (Mitte) als Baudirektorin im Amt. Mit Hochdruck hat sie sich in die vielen anstehenden Projekte eingearbeitet und musste auch schon eine Niederlage wegstecken.

Therese Rotzer hat bei der Übernahme der Baudirektion nur wenig Änderungen in den Abläufen und Strukturen vorgenommen, das widerspiegelt sich auch in ihrem Büro. Am auffälligsten sind drei neue Bilder aus der Kunstsammlung des Kantons. Zwei beeindruckende Fotos mit dem wolkenverhangenen Pilatus in kräftigen Farben vom bekannten Fotografen Arnold Odermatt und ein rotes abstraktes Ölbild vom verstorbenen Buochser Maler Charles Wyrsch. Darunter steht ein Kerzenständer, den ihr Vater geschmiedet hat. «Ich liebe warme, schöne und kräftige Farben», erklärt Therese Rotzer.

Dass nach ihrer Wahl nicht jemand von den Bisherigen die Baudirektion übernahm, hat sie doch etwas überrascht. «Aber ich bin Generalistin und konnte mir jedes Departement vorstellen.» Mittlerweile hat sie sich gut eingelebt, ihr gefallen die vielen spannenden, handfesten Themen und Projekte. «Man sieht, was man macht.» Ihre juristische Ausbildung sei sehr hilfreich. «Ich kann die Themen strategisch angehen. Um die Projekte zu planen und umzusetzen, dafür haben wir unsere Ingenieure.» Sehr hilfreich seien auch die acht Jahre, die sie im Landrat sass und sich ein grosses Vorwissen über die kantonale Politik aneignen konnte.

Sie habe sich zuerst mit Hochdruck in viele laufende Projekte einarbeiten müssen. Und ganz wichtig war es für Therese Rotzer, möglichst schnell mit den Partnern, insbesondere mit den Gemeinden, Gespräche aufzunehmen. «Ich habe alle besucht. Ich wollte den Puls ausserhalb des Breitenhauses spüren und den Boden für die enge Zusammenarbeit schaffen, die wir bei den Verkehrsthemen und der Raumplanung brauchen.»

Bald nach Amtsantritt musste Therese Rotzer mit der Ablehnung der Entlastungsstrasse Stans West eine Abstimmungsniederlage hinnehmen. «Wir müssen die vielen offenen Fragen klären und die wichtigsten Akteure mitnehmen», zieht sie ihre Lehren. «Es ist ein Killerkriterium, wenn die Standortgemeinde kritisch eingestellt ist. Diese muss aber vielleicht auch Kompromisse eingehen, weil ja die ganze Bevölkerung in der Region betroffen und auch der Landrat involviert ist.»

Das Projekt Stans West will sie nun in einer Gesamtbetrachtung angehen. Der runde Tisch, den die Baudirektorin vorgeschlagen hat, ist positiv aufgenommen worden. Es fand bereits eine erste organisatorische Sitzung mit Gemeindepräsidenten und Vertretern aller Fraktionen statt. «Der Prozess wird wohl etwas dauern, aber nach 40 Jahren müssen wir das Problem jetzt nicht in einem halben Jahr lösen. Ein sauberer Prozess und alle Beteiligten im Boot zu haben, ist wichtiger als das Tempo.»

Ein weiteres wichtiges Thema ist für Therese Rotzer der Ausbau der Bahninfrastruktur in der Zentralschweiz, wie zum Beispiel der Durchgangsbahnhof Luzern und die Doppelspur in Hergiswil mit der Variante «Tunnel kurz». Diese Tage ist sie zum Antrittsgespräch nach Bern zu Anna Barbara Remund, der Vizedirektorin des Bundesamts für Verkehr (BAV) und Abteilungsleiterin Infrastruktur, gereist. «Ich habe die Wichtigkeit betont und die Notwendigkeit dieser Ausbauten dargelegt», erzählt die Baudirektorin.

Das Gesamtverkehrskonzept ist ein wichtiges Projekt, das sie in ihrer erst kurzen Amtszeit unter Dach und Fach bringen konnte. «Wichtig ist, dass jetzt die Gesamtregierung dahintersteht.» Die neue Version sei weniger ideologisch, dafür lösungsorientierter. Weil der Kredit dafür aufgebraucht war, setzte sich Therese Rotzer nach Amtsantritt im Sommer hin und schrieb es höchstpersönlich selber um. «Zwar hat das viel Zeit in Anspruch genommen, aber dafür bin ich jetzt voll im Thema drin.»

Wieder aufgenommen in das Gesamtverkehrskonzept wurde die Tieferlegung der Zentralbahn in Stans. «So grosse Infrastrukturprojekte brauchen immer lange Vorlaufzeiten. Man muss früh anfangen, darüber nachzudenken und erste Vorstudien zu machen», erklärt Therese Rotzer. Auch am Nadelöhr Hergiswil will sie dranbleiben. Realistischerweise könne der «Tunnel kurz» auch eher umgesetzt werden, weil man planerisch viel weiter sei und versuchen könne, das Projekt im Infrastrukturfonds des Bundes unterzubringen.

Unbedingt nötig ist ein Ausbau des Kreisels Kreuzstrasse, idealerweise natürlich zeitlich abgestimmt mit dem Projekt des Sicherheitskompetenzzentrums. «Ich bin beim Astra bereits vorstellig geworden. Sie haben das aufgenommen und wollen mit der Planung starten.»

Bisher hat Therese Rotzer keinen einzigen Tag im Amt bereut. «Ich bin zeitlich zwar schon sehr engagiert, aber bekomme grosses Verständnis von meinem Mann und der Familie.» Zur Erholung gehe sie gern ins Berner Oberland zum Wandern oder auch andernorts in der Schweiz in die Berge und in die Natur. «Eigentlich bin ich ein sehr ausgeglichener Mensch, ich kann dann jeweils auch gut abschalten.»

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